Offener Brief an Landesrat Vettorato – FUSS an den Schulen: Wahrung der Kompetenzen – mehr in Fortbildung investieren, weniger in Lizenzen

Offener Brief an Landesrat Giuliano Vettorato

zur Kenntnis

an den Präsidenten der Landesregierung Arno Kompatscher

an die Landesräte Philipp Achammer und Daniel Alfreider

an den Landtag der Autonomen Provinz Bozen

 

Betrifft: FUSS an den Schulen: Wahrung der Kompetenzen – mehr in Fortbildung investieren, weniger in Lizenzen

Sehr geehrter Herr Landesrat,

Wie Sie wissen, läuft derzeit eine Petition an den Präsidenten der Landesregierung Arno Kompatscher in seiner Funktion als Verantwortlicher für Finanzen, Personal, Informationstechnologien und Innovation, um die technischen, personellen und finanziellen Ressourcen für die Fortsetzung der FUSS-Lösung in den Schulen in italienischer Unterrichtssprache der Provinz Bozen sicherzustellen.

In der Petition wird Präsident Kompatscher auch vorgeschlagen, eine stärkere Zusammenarbeit zwischen den drei Schulämtern zu fördern, um gemeinsam der Herausforderung einer nachhaltigen Digitaliserung zu begegnen und den Jugendlichen unserer Provinz ein gemeinsam erarbeitetes Modell anbieten zu können.

Die Petition hat in wenigen Wochen das Ziel von 1000 Unterstützern verwirklicht. Parallel dazu wächst die Liste der Einrichtungen, Unternehmen und Verbände, die sich für die Weiterentwicklung des FUSS-Projektes aussprechen.

Nach der Unterschriftensammlung wurde eine Koordinierungsgruppe Pro-FUSS eingerichtet, die anlässlich der kommenden internationalen Konferenz SFScon (Südtiroler Freie-Software-Konferenz) am 15. November im Namen der 1000 Unterzeichner*innen den Präsidenten Kompatscher um einen Dialog hinsichtlich der Forderungen der Petition ersuchen wird.

Heute richten wir an Sie, verehrter Herr Landesrat Vettorato, die Bitte, zu diesem Dialog beizutragen und das, was in den letzten 14 Jahren aufgebaut wurde, gemeinsam weiterzuentwickeln, Kontroversen, die in der Vergangenheit aus unterschiedlichen Überzeugungen entstanden sind, hintanzustellen, und Entscheidungen bis zum Abschluss des Dialogs auszusetzen.

In der Landtagsdebatte zum jüngsten Beschlussantrag Nr. 161/19 „#Bildung Digital – Schule zeitgemäß gestalten“ von LTAbg. Magdalena Amhof am 10. Oktober sagten Sie: „die italienischsprachige Schule ist im Prozess der Analyse und das, was gefordert wurde, tut sie. Die Entscheidung zur freien Software wird analysiert, mit Hilfe einer technischen Arbeitsgruppe und einer Umfrage unter den interessierten Akteuren [….]. Ob mit FUSS oder einer anderen proprietären Software fortgefahren werden soll, ist noch nicht entschieden, es werden aber auf jeden Fall mehr Schulungen für Lehrer durchgeführt, die damit stärker einbezogen und präsent sein sollten. Es wird dabei auch auf eine arbeitsmarkt-adäquate Vorbereitung Wert gelegt.“

Die Debatte endete mit der Genehmigung des Antrags ohne Gegenstimmen und folglich mit dem Auftrag an die Landesregierung, innerhalb eines Jahres in Zusammenarbeit mit dem Lehrpersonal, Vertreter*innen von Eltern, Schüler*innen und Student*innen sowie Computerexpert*innen ein Konzept zur „digitalen Bildung“ an Südtirols Schulen zu entwickeln, um es anschließend umzusetzen.

Wir unterstützen die Entwicklung eines gemeinsamen Konzeptes, das bei der allgemeinen und beruflichen Bildung die verschiedenen technologischen Realitäten berücksichtigt, die derzeit auf dem Markt vorhanden sind und sich ständig weiterentwickeln, explizit.

Für die Ausarbeitung dieses Konzeptes schlagen wir die Einbeziehung verwaltungsinterner und externer Informatikexpert*innen vor, wobei auch jene Studie genutzt werden sollte, die vor Jahren von der Informatikabteilung durchgeführt worden ist und die Möglichkeiten, wie den autonomen Schulen mehrere Optionen angeboten werden können (sowohl für die Betriebssysteme Linux, Microsoft, Apple als auch für freie oder lizenzpflichtige proprietäre Software), auslotet.

Wir sind der Überzeugung, dass auch geprüft werden sollte, wie unsere Studierenden ihr Wissen über traditionellen Systeme (PCs, Notebooks) hinaus auf Technologien neueren Datums ausdehnen können, die ein enormes Zukunftspotenzial in sich tragen (mobile Geräte, IOT-Geräte, Cloud, künstliche Intelligenz usw.).

Von den 1000 Unterzeichner*innen wurden viele Gründe und Argumente formuliert, die für die Weiterentwicklung der FUSS-Erfahrung sprechen, zum Nutzen aller Schulen Südtirols. Diese möchten wir Ihnen gerne zur Verfügung stellen

Wir vertrauen, werter Herr Landesrat Vettorato, auf Ihr Verständnis und Ihre Dialogbereitschaft.

 

Mit freundlichen Grüssen,

Gruppe Digitale Nachhaltigkeit Südtirol (openbz.eu)

Linux User Group LUGBZ (www.lugbz.org)